Sie meisterten viele Hürden, motivierten sich nach Rückschlägen und kämpften sich mit Wille, Hilfe und Eigeninitiative zurück in den Alltag: 2016 schafften rund 3700 schwer verunfallte Personen den Weg zurück ins Berufsleben. Dies obwohl schwere Verletzungen eine Rückkehr in ihren bisherigen Job gar nicht mehr oder nicht mehr im selben Umfang zuliessen.
Rund 460 000 Unfälle registriert die Suva jedes Jahr, davon verletzen sich etwa 4200 Versicherte derart schwer, dass sich ausgeprägte Probleme bei der Wiedereingliederung ergeben. «Diese Personen begleiten wir gezielt mit unserem Case Management. Einige von ihnen wenige Monate, manche mehrere Jahre», sagt Peter Diermann, Bereichsleiter Versicherungsleistungen der Suva. Ohne entsprechende Unterstützung könnten diese Verunfallten gar nicht mehr oder nicht mehr im selben Umfang an ihren bisherigen Arbeitsplatz zurückkehren.
Hohe Wiedereingliederungsquote
2016 schloss die Suva insgesamt rund 4200 solcher Fälle mit einer sogenannten Wiedereingliederungsproblematik ab. Davon konnten 3700 Personen (88 Prozent) erfolgreich wiedereingegliedert werden. Als erfolgreich eingegliedert gelten Personen, die nach einem Unfall entweder beim ursprünglichen oder bei einem neuen Arbeitgeber weiterarbeiten können und keine oder nur eine kleine Invalidenrente (unter 20 Prozent) benötigen. Die restlichen 500 Verunfallten erhalten eine 20-prozentige oder höhere Rente. Wobei lediglich 71 Personen eine Vollrente mit einem Invaliditätsgrad von mehr als 90 Prozent erhalten. Dies zeigt eine aktuelle Auswertung, in der alle Verunfallten bis 60 Jahre berücksichtig wurden. Von den 50- bis 60-Jährigen konnten 2016 über 80 Prozent erfolgreich wiedereingliedert werden. Bei den 20- bis 50-Jährigen sind es über 90 Prozent und bei den unter 20-Jährigen gar 99 Prozent.
Am meisten Schulter- und Knieverletzungen
Über ein Drittel der 4200 Verunfallten, die die Suva mit einem Case Manager begleitet hat, stammen aus dem Bauhaupt- und Baunebengewerbe. Davon hat sich jeder Dritte entweder an der Schulter oder an den Knien verletzt. Diese Fälle konnten 2016 in der Baubranche mit 91 Prozent überdurchschnittlich gut wiedereingegliedert werden. Insgesamt liegt in der Baubranche bei den Fällen mit einer Wiedereingliederungsproblematik die Erfolgsquote bei 87 Prozent.
Die Schulter- und Knieverletzungen sind auch bei allen Fällen mit einer Wiedereingliederungsproblematik am häufigsten vertreten. Doch: «Grundsätzlich ist die Art der Verletzung noch kein Kriterium für den Einsatz eines Case Managers», betont Diermann. Probleme für die Rückkehr an den Arbeitsplatz ergeben sich häufig aus der Kombination von Verletzung und der bisherigen Tätigkeit. «So ist es zum Beispiel für einen Bauarbeiter schwierig, nach einer schweren Knieverletzung weiterhin auf dem Bau zu arbeiten.» Und der Wiedereinstieg ist mit einem hohen Aufwand aller Beteiligten verbunden. So arbeite der Verunfallte zu Beginn vielleicht an einem Schonarbeitsplatz, damit er nebenbei zum Beispiel in die Physiotherapie und ins Aufbautraining gehen könne. Endgültig zurück am Arbeitsplatz, erledige er zum Teil nicht mehr die härtesten Arbeiten, sondern erhalte für die Erwerbseinbusse eine kleine Invalidenrente.
Die Hälfte wechselt den Arbeitgeber
Ist die Wiedereingliederung an den bisherigen Arbeitsplatz ausgeschlossen, prüft die Suva gemeinsam mit allen Beteiligten die Möglichkeiten, um den Verunfallten im Betrieb umzuplatzieren. «Falls dies ebenfalls nicht möglich ist, unterstützen wir den Versicherten bei der Suche nach einem neuen Arbeitgeber.» Knapp 50 Prozent der 2016 Wiedereingegliederten mussten nach dem Unfall den Arbeitgeber wechseln.
pd / suva