«Ein Kraftakt, der sich langfristig gelohnt hat»

    Die Handelsschule KV Aarau hat die grossen Herausforderungen der Pandemie mit viel Innovationsgeist gemeistert und als Chance langfristig genutzt. So wurde entsprechend in das Angebot investiert. Damit positioniert sich der renommierte Bildungsanbieter in der Wirtschaftsregion Nordwestschweiz Mittelland an der Spitze und leistet gleichzeitig einen wichtigen Beitrag an die Standortförderung Aarau. Christoph Büchli-Sen, Leiter Erwachsenenbildung, gibt einen Überblick über die diversen (neuen) Lehrgänge sowie über wichtige Themen wie Wirtschaftsinformatik und die digitale Transformation im Arbeitsumfeld.

    (Bild: zVg) Christoph Büchli-Sen: «Wirtschaftsinformatik wird in Zukunft für die meisten Unternehmen ein ganz entscheidendes Thema sein.»

    Wie hat die HKV Aarau als Unternehmen die Corona-Krise erlebt?
    Christoph Büchli-Sen: Zuallererst waren wir alle erschüttert durch die vielen persönlichen und im weiteren Umfeld erlebten Schicksale. Mit mehreren tausend Personen, die bei uns die ganze Woche ein- und ausgingen, war dies eine grosse Herausforderung. In zweiter Linie mussten auch wir aufgrund spontaner Ausfälle immer wieder neu disponieren und koordinieren und waren froh, dass unsere Mitarbeitenden eine gute Infrastruktur vorfanden, um auch von zu Hause aus arbeiten zu können. Das Beste aus den Home-Office-Erfahrungen haben wir beibehalten, so dass auch jetzt immer noch täglich ein Teil der Belegschaft von zu Hause aus arbeitet. Die Mitarbeitenden schätzen das Vertrauen in sie und die dadurch entstandenen neuen Möglichkeiten, Familie und Beruf besser zu vereinen. Wir konnten so eine schwierige Zeit dafür nutzen, die Arbeitsbedingungen für unsere Mitarbeitenden zu verbessern. Darauf sind wir stolz.

    Wie hat sich die Pandemie auf die Anzahl Weiterbildungsteilnehmende an der HKV Aarau ausgewirkt?
    Glücklicherweise sehr erfreulich. Unsere bisherigen Kundinnen und Kunden sind uns treu geblieben und viele neue haben die Seriosität einer grosser Bildungsinstitution schätzen gelernt.

    Was meinen Sie konkret damit?
    Ich denke, auch hier gilt das Sprichwort: In der Krise zeigt sich der wahre Charakter. Wir haben an der HKV Aarau versucht, unsere Teilnehmenden in die Entscheidungen mit einzubeziehen. Es gab zwar auch bei uns grundlegende Entscheidungen der Schulleitung, aber wir waren immer auch bereit, Ausnahmen zu machen. Wer ein solch grosses und breites Angebot hat, kann nicht für alle Kurse und Lehrgänge gleich entscheiden. Im letzten Jahr sind viele Enttäuschte von anderen Schulen zu uns gewechselt, weil es sich herumgesprochen hatte, dass wir unsere Verantwortung wahrnehmen und nie einfach den Weg des geringsten Widerstands gingen. Organisatorisch war es zwar ein Kraftakt, aber auf lange Sicht hat sich das gelohnt.

    Wie hat sich Ihr persönlicher Arbeitsalltag in dieser Zeit verändert?
    Als Vater von vier Kindern zwischen drei und neun Jahren war ich natürlich auch privat gefordert. Und dadurch, dass unsere Mitarbeitenden zeitweise vollständig im Home-Office arbeiteten, war ich bereits früh morgens, aber auch spät abends noch in Sitzungen. Ich war aber auch viel öfters im direkten Austausch mit unseren Teilnehmenden. In persönlichen Gesprächen habe ich die unterschiedlichen Bedürfnisse und Überlegungen kennengelernt, was uns in der Schulleitung bei Entscheiden geholfen hat. Was mich am meisten gefreut hat: Unsere Mitarbeitenden waren auch in dieser schwierigen Zeit loyal und haben uns enorm unterstützt. Die Arbeitstage waren für alle lang und die vielen Gespräche haben an den Kräften gezehrt. Wir liessen uns deshalb etwas einfallen und haben uns im letzten Herbst bei unseren Mitarbeitenden in der Administration auf eine besondere Art und Weise bedankt.

    Welchen Einfluss hatte die Pandemie auf neue Weiterbildungs-Angebote?
    Dass wir auch während der Corona-Pandemie erfolgreich über die Runden kamen und im Gegensatz zu anderen Schulen keine Kurzarbeit verhängen oder gar Hilfsgelder beantragen mussten, ist nicht selbstverständlich. Entsprechend haben wir bewusst weiter in unser Angebot investiert und sind stolz, in vielen Themen in der Wirtschaftsregion Nordwestschweiz-Mittelland die Ersten zu sein.

    (Symbolbild: zVg) Innovativ und gefragt: Die HKV Aarau startet im April erstmals mit der Höheren Fachschule für Wirtschaftsinformatik.

    Welche konkreten Angebote betrifft das?
    Erstmals starten wir im April 2022 mit der Höheren Fachschule für Wirtschaftsinformatik. Damit leisten wir einen wichtigen Beitrag an die Standortförderung Aarau, aber auch für die gesamte Region. Wirtschaftsinformatik wird in Zukunft für die meisten Unternehmen ein ganz entscheidendes Thema sein. Als Bildungspartner von ICT Schweiz sehen wir es als unsere Aufgabe, jetzt bereits für den nötigen Nachwuchs zu sorgen. Ebenso starten wir auch die Höhere Fachschule für Wirtschaft im April 2022 zum ersten Mal im Frühling, zusätzlich zum traditionellen Start jeweils im Herbst. Neu können unsere zahlreichen KV- und Detailhandelslernenden ohne zusätzliche Berufserfahrung direkt nach dem Lehrabschluss die Höhere Fachschule für Wirtschaft absolvieren. Dies erhöht die Attraktivität für die regionalen Arbeitgeber. Ihre Lernenden besuchen zuerst drei Jahre die Berufsfachschule und können dann direkt bei uns in die Höhere Fachschule für Wirtschaft wechseln.

    Wie sieht das Berufsbild der Wirtschaftsinformatiker aus?
    Diplomierte Wirtschaftsinformatiker/-innen HF nutzen Informationstechnologien aus einer betriebswirtschaftlich abgestützten Sicht und kommunizieren mit den relevanten Anspruchsgruppen. Dank generalistischer und praxisorientierter Ausrichtung bietet die HFWI den Absolvierenden bereits während des Studiums die Gelegenheit, die Digitalisierung und die digitale Transformation im Unternehmen entscheidend voranzubringen. Wie stark in Zukunft Personen benötigt werden, die sich mit der Digitalisierung und der Wirtschaftsinformatik auskennen, zeigt auch die Tatsache, dass in diesem Bereich auch ein neuer Fachausweis entstanden ist: der Digital Collaboration Specialist.

    Bieten Sie den Lehrgang «Digital Collaboration Specialist» ebenfalls an?
    Ja, wir sehen es als die Aufgabe von grossen Bildungsanbietern an, dass sie die Prüfungsträger unterstützen und die neuen Lehrgänge auch so rasch wie möglich anbieten. Wer bei uns den Digital Collaboration Specialst mit eidgenössischem Fachausweis absolviert, profitiert von unserer Kooperation in der KV Bildungsgruppe Schweiz. Da dieser Lehrgang neu auf dem Markt ist, werden es kleinere Anbieter kaum schaffen, genügend Teilnehmer für die Durchführung zu gewinnen. In der KV Bildungsgruppe Schweiz sind jedoch neben der HKV Aarau auch die KV Schulen Basel, Bern, Luzern und Zürich. Als somit grösster Weiterbildungsanbieter in der Schweiz können wir unseren Teilnehmenden das ermöglichen, was kleinere Anbieter nicht können. Mit dieser Kooperation ist auch gewährleistet, dass wir auf die bestqualifizierten Dozierenden zurückgreifen können.

    Für wen ist der Digital Collaboration Specialist gedacht?
    Die Absolvierenden sind zukünftig die treibende Kraft für die digitale Transformation im Arbeitsumfeld. Sie sind spezialisiert für die Umsetzung von digitalen Strategien und verantworten den professionellen Einsatz und die Nutzung von digitalen Anwendungen und Werkzeugen. Ihre Kernaufgabe ist es, Kunden und Mitarbeitende fit für die Zusammenarbeit und die Entwicklungen im digitalen Zeitalter zu machen, die Transformationsprozesse zu unterstützen, umzusetzen und das gesamte Umfeld auf diesem Weg zu begeistern.

    Sie bieten einen weiteren interessanten Lehrgang an zum Thema «Diversität». Worum geht es da?
    Inzwischen wissen wir: Wo Frauen, Mitarbeitende mit Migrationshintergrund und Minderheiten unterstützt und gefördert werden, steigern sich Kreativität, Innovation, Personal- und Kundenzufriedenheit sowie schlussendlich die finanziellen Ergebnisse. Viele Unternehmen sind bestens geeignet die mit Diversität verbundenen Chancen zu nutzen sowie Lösungen dafür zu entwickeln und umzusetzen. Im Lehrgang lernen Absolvierende Diversität in ihren eigenen Unternehmen zu ermöglichen. Neben des Online-Lehrgangs «Certified Diversity Manager» beraten wir auch Unternehmen im Bereich Diversität.

    Interview: Corinne Remund


    Handelsschule KV Aarau

    Die HKV Aarau ist mit ca.1700 Berufslernenden und rund 3000 Teilnehmenden in der Erwachsenenbildung die grösste kaufmännisch-betriebswirtschaftliche Bildungsinstitution in der Region Nordwestschweiz-Mittelland. Die Dozierenden der Erwachsenenbildung arbeiten vorwiegend in Unternehmen und unterrichten ausschliesslich im Teilamt. So ist sichergestellt, dass alle über das aktuelle Fachwissen verfügen. Als Gründungsmitglied der KV Bildungsgruppe Schweiz (KVBGS) und des Kompetenzzentrums Detailhandel Schweiz (KDHS) ist die HKV Aarau schweizweit vernetzt, aber auch in einem starken lokalen Netzwerk mit regionalen und überregionalen KMU und Grossunternehmen.

    www.hkvaarau.ch

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