Wer heute eine Weiterbildung anstrebt, will mehrere Vorteile daraus ziehen können…
Ist eine berufliche Weiterbildung heute unerlässlich für eine erfolgreiche Karriere? Die Branchenkenner sagen eindeutig «Ja». Das zeigt sich auch in verschiedenen Studien und Auswertungen. Wer es heute weiterbringen will, bildet sich lebenslang weiter.
Das Schweizer Bildungssystem ist komplex und für Aussenstehende manchmal wenig durchschaubar. Besonders spannend ist der Tertiär-Bereich mit den beruflichen Weiterbildungen. Laut Prognosen des Bundesamtes für Statistik dürften ab 2025 über die Hälfte der erwerbstätigen Bevölkerung über einen Tertiär-Abschluss – Hochschule oder höhere Berufsbildung – verfügen. Bis 2045 könnte der Anteil bis auf 60 Prozent ansteigen. Nahezu die Hälfte der Erstabschlüsse auf Tertiärstufe wird in der Schweiz mittlerweile im Rahmen der höheren Berufsbildung, also mit dem Abschluss «Diplom HF», einem «eidg. Fachausweis» oder einem «eidg. Diplom» erworben. Kein Wunder, denn Trend-Jobs wie beispielsweise «Betriebl. Mentor/in mit eidg. Fachausweis» oder auch «Ausbilder/in mit eidg. Fachausweis» und «Ausbildungsleiter/in mit eidg. Diplom» werden künftig noch gefragter denn je. Zudem werden jenen, welche eine eidgenössische Berufsprüfung oder Höhere Fachprüfung absolvieren, je nach Ausbildungsweg die Ausbildungskosten mit bis zu 50 Prozent subventioniert.
Diese und weitere Entwicklungen wurden zuletzt sehr ausführlich in verschiedenen Studien beobachtet und gewertet. Denn schliesslich geht es auch darum zu wissen, wie «rentabel» kurz- oder mittelfristig eine Weiterbildung sein wird. Die Fragen lauten hierbei: Wie verknüpfe ich die betriebswirtschaftlichen Ansprüche meiner Organisation mit den drängendsten (Weiter-)Bildungsfragen des Personals? Wie erkenne ich, welche Weiterbildung nutzvoll für meine Leute ist und welches neue Know-how dem Unternehmen einen Mehrwert bringt? Hier kommen die Bildungsmanager/innen ins Spiel. In vielen Betrieben bekleiden sie eine Schlüsselfunktion und sie werden zunehmend gebraucht. Speziell jetzt, wo in immer mehr Unternehmen Rentabilität auch in der betrieblichen Weiterbildung skaliert und deutlich gemacht werden soll.
Fachwissen kombiniert mit Umsetzungs- und Anwendungskompetenz
Die letzte ausführliche Studie wurde im November 2021 von den beiden Online-Portalen Ausbildung-Weiterbildung.ch und Karriere.ch mittels einer Umfrage zum Nutzen von beruflichen Weiterbildungen für Erwachsene durchgeführt. An der Online-Umfrage nahmen 1159 erwachsene Personen, die eine Weiterbildung absolviert hatten, teil. 71 % davon hatten ihre Weiterbildung zwischen 2019 und 2021 abgeschlossen. Sie wurden dazu befragt, weshalb sie sich für eine Weiterbildung entschlossen hatten, wie zufrieden sie mit der Weiterbildung waren, welchen Nutzen sie daraus gezogen haben und wie sich die Weiterbildung auf ihre Karriere ausgewirkt hat. Die Kernfrage der Studie war: «Wie hoch ist der persönliche Nutzen einer Weiterbildung?» Das Fazit von Lernwerkstatt Olten CEO Daniel Herzog: «Es erstaunt nicht, dass 93 Prozent der Befragten angegeben haben, ihre fachliche Kompetenz erweitert zu haben und 86 Prozent dadurch anspruchsvollere Arbeiten qualitativ besser erledigen können.»
Ein wichtiges Thema für die Studierenden wie auch für jene, welche die Lehrgänge finanzieren. Dabei geht es vor allen Dingen nicht nur um das Auffrischen fachlichen Wissens, sondern auch um die kurz- und mittelfristig erworbene Umsetzungskompetenz der Studierenden und/oder Seminarteilnehmenden. Grundsätzlich dient die berufliche Weiterbildung zum Erweitern und Vertiefen der bereits vorhandenen beruflichen Bildung. Sie wird in Form von Kursen und Lehrgängen angeboten. Kurse sind kürzere Bildungsformate von einem bis zu mehreren Tagen Dauer. Lehrgänge dauern mehrere Monate oder Jahre. Heute wird aber auch der Verknüpfungs- und Umsetzungskompetenz viel Beachtung geschenkt. Denn hier trennt sich bei den Besten wohl auch die Spreu vom Weizen. Daniel Herzog: «Wir bei der Lernwerkstatt Olten stellen bei unseren Angeboten im Bereich Erwachsenenbildung, Coaching, Mentoring und Transaktionsanalyse den Praxisbezug stark ins Zentrum. Dies unterstützt die Verknüpfungs- und Umsetzungskompetenz der Teilnehmenden erheblich.»
Aussagekräftige Resultate
Und nun zu den Resultaten der Befragung: Auf die Frage, weshalb sich die Befragten für eine Weiterbildung entschieden hatten, gingen 940 Freitext-Antworten ein. Diese wurden thematisch gebündelt und nach Häufigkeit geordnet und ergaben die folgenden acht Hauptgründe:
- 32 % – Chancen auf dem Arbeitsmarkt verbessern
- 28 % – Kompetenzen erweitern, Wissen vertiefen
- 14 % – Persönliches Interesse, Persönlichkeitsentwicklung
- 11 % – Neuorientierung, Umschulung, Quereinstieg in ein neues Gebiet
- 8 % – Lohnsteigerung
- 6 % – Angestrebter Stellenwechsel, höhere oder andere Position
- 1 % – Andere Gründe
(Mehrfachnennungen wurden nicht berücksichtigt.)
Umfrage zur Zufriedenheit mit der letzten Weiterbildung
93 % der befragten Personen gaben an, dass sie mit der letzten Weiterbildung «sehr zufrieden» oder «zufrieden» waren.
Die Befragten nannten die folgenden Nutzen (Mehrfachnennungen waren möglich):
- 93 % konnten ihre fachlichen Kompetenzen erweitern
- 86 % können anspruchsvollere Arbeiten qualitativ besser erledigen
- 81 % verbesserten ihr Selbstbewusstsein
- 81 % verfügen über ein besseres Auftreten
- 77 % haben interessantere Arbeiten erhalten
- 76 % können ihre Meinungen und Ideen besser kommunizieren
- 75 % haben nun bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt
- 62 % können mit Stresssituationen besser umgehen
- 62 % erhalten im Beruf mehr Anerkennung
- 60 % erhalten im sozialen Umfeld mehr Anerkennung
Auswirkung auf die Karriere:
25 % der Befragten wurden seit Beginn der Weiterbildung befördert.
38 % der Befragten konnten ihr Einkommen seit der letzten beruflichen Weiterbildung steigern.
Fazit: Selbstbewusstsein, Kommunikation, Anerkennung im Beruf…
Die Zufriedenheit mit den Weiterbildungsangeboten aller drei Angebotstypen (siehe Kasten) ist mit 93 % sehr hoch. Gleiches gilt für die Verbesserung der eigenen fachlichen Kompetenzen. Wer eine berufliche Weiterbildung absolviert, erhält mehrheitlich anspruchsvollere Arbeiten und kann diese qualitativ besser erledigen. Neben den fachlichen Kompetenzen konnten auch die persönlichen Kompetenzen ausgebaut und in den Bereichen Selbstbewusstsein, Auftreten, Kommunikation, Stressresistenz und Anerkennung im Beruf oder im sozialen Umfeld deutlich verbessert werden.
Rund ein Drittel der Befragten konnte durch die Weiterbildung Position und/oder Einkommen verbessern. Bei diesem im Vergleich zur Zufriedenheit niedrigen Wert ist zu berücksichtigen, dass 71 % der Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer ihre Weiterbildung erst in den letzten zwei Jahren abgeschlossen haben, d.h. die Weiterbildung im Arbeitsalltag eventuell noch nicht volle Wirkung zeigt. Zudem ist das Lohnniveau in den vergangenen Jahren über alle Branchen gesehen nicht stark gestiegen. Der nominale Lohnanstieg betrug in den letzten zehn Jahren 0.8 Prozent pro Jahr (Quelle: «UBS-Lohnumfrage: Löhne steigen 2022 um 0.8 Prozent»). Betrachtet man nur die höhere Berufsbildung mit den eidgenössischen Fachausweisen und eidgenössischen Diplomen, so sehen die Zahlen zur Beförderung und Lohnerhöhung deutlich besser aus. Gleiches gilt für Personen, die ihre Weiterbildung vor mehr als zwei Jahren absolviert haben.
JoW, (Quelle: Bildungsblog.ch)
Berufliche Weiterbildung
Die berufliche Weiterbildung in der Schweiz kann in die folgenden drei Angebotstypen eingeteilt werden:
- Kurse, die mit einem Zertifikat einer Schule oder anderen Organisation abschliessen und nicht staatlich anerkannt sind
- Lehrgänge der höheren Berufsbildung, die mit einem eidgenössischen Fachausweis, einem eidgenössischen Diplom oder einem Diplom einer höheren Fachschule abschliessen
- Weiterbildungsformate von Hochschulen (Fachhochschulen, Pädagogische Hochschulen, Universitäten), die ein halbes Jahr bis mehrere Jahre dauern können und mit einem Hochschul-Diplom abschliessen