Ein Nahrungsmittel überragt in Asien alle anderen: Der Reis. Nun wächst dieser auch in Wolhusen. Im Tropenhaus wachsen derzeit mehrere Sorten.
Als Dach der Welt werden die höchstgelegenen Regionen Innerasiens bezeichnet; ebenso der höchste Punkt der Erde, der Mount Everest. In diesen und den angrenzenden Nationen überragt ein Grundnahrungsmittel alles andere was auf den Teller kommt, bei weitem: Der Reis. Dieser wird nun auch hoch über Wolhusen angepflanzt, oder – um beim asiatischen Geografie-Bild zu bleiben – auf dem Dach von Wolhusen; im Tropenhaus.
Ökologisch sinnvoll
Das Tropenhaus nutzt Abwärme: «Uns gibt es, weil es eine Gasleitung gibt, die von den Niederlanden nach Italien führt», gibt Sämi Meyer, Marketing-Leiter und stellvertretender Geschäftsführer des Tropenhauses einen Einblick in die Geschichte des 40’000-Besucher-Publikumsmagneten.
«Diese Leitung verfügt hier über eine Verdichtungs-Station. Diese erzeugt Druck, was zu Reibung und Wärme führt.» Diese verpufft aber nicht einfach so ungenutzt. «Der Kanton hat entschieden, dass diese genutzt werden muss. So entstand die Idee für ein Tropenhaus.» Seit etlichen Jahren wachsen nun die unterschiedlichsten tropischen Nutzpflanzen, von der Banane über die Papaya bis hin Litschi, Kaffee und Kakao – und nun, als Pilot-Projekt, wächst in der Innerschweiz auch Reis.
Die einzige Reis-Terrasse der Schweiz
«Vor ein paar Monaten baggerten wir die Erde raus und festigten Becken mit Naturmörtel», erklärt Adolf Fleischer, Leiter Garten und Technik des Tropenhauses, die Quasi-Grundsteinlegung. Da in der Schweiz keine Erfahrungswerte mit Reis-Terrassen in anderen Gewächshäusern vorhanden sind, muss Fleischer mit seinem Team auf die bisherigen Erfahrungen, basierend auf die gewonnene Erkenntnis mit einer Hundertschaft anderer exotischer Pflanzen bauen und sich ein eigenes Know-how erarbeiten.
Reis-Zeichen setzen
Ein halbes Jahr dauerte die Planungs-, Bau- und Wachstumsphase. Das Ergebnis sind drei übereinander liegende Reis-Terrassen auf denen sich Reis in verschiedenen Wachstumsstadien befinden. Umgeben werden diese von einem Erlebnisweg mit zwei interaktiven Stationen. Diese erzählen Wissenswertes zu Anbau, Botanik, Verarbeitung und zum kulinarischen Potential vom Reis. Aber auch Nachhaltigkeit ist ein Thema im Tropenhaus. Der Reisanbau sorgt nämlich für Kontroversen: Für ein Kilogramm Reis braucht es beim herkömmlichen Nassreisanbau rund 5’000 Liter Wasser. Ausserdem ist diese Art des Anbaus für einen erheblichen Teil der Methanbildung auf der Welt verantwortlich. «Bei der herkömmlichen Nassanbautechnik werden die Felder permanent geflutet. Dadurch entsteht ein sauerstofffreier Untergrund, in welchem der Abbau von Biomasse Methan freisetzt. Dieses ist mitverantwortlich für die Zerstörung der Ozonschicht», sagt Fleischer. Deshalb hat sich das Tropenhaus dafür entschieden, die innovative «Alternate Wetting an Drying Method» (AWD-Methode) anzuwenden. Diese wird teilweise in Indien und Thailand verwendet und gilt heute als vielversprechende Methode zum nachhaltigen Reisanbau. Das macht Sinn erklärt Fleischer: «Bei der AWD-Methode werden die Reisfelder abwechselnd geflutet und trockengelegt. Dadurch kann bis zu 30 Prozent Wasser gespart werden. Ausserdem kann so dem Untergrund Sauerstoff zugeführt werden und die Methanbildung um bis zu 40 Prozent verringert werden.
Inzwischen in Coop-Besitz
Die Vielfalt im Tropenhaus wächst stetig und beheimatet auch Fische, deren Abwasser zum Düngen der Pflanzen verwendet werden kann. Unter anderem konnten im vergangenen Jahr rund fünf Tonnen Papaya geerntet werden. Die Nahrungsmittel werden teils im eigenen Restaurant umgesetzt (dieses wird mit 14 Gault-Millau-Punkten gewürdigt), im eigenen Shop verkauft oder in verschiedenen Coop-Filialen: Die Warenhauskette ist seit dem 1. Dezember 2017 Besitzerin der Einrichtung. «Derzeit können wir rund 20 Produkte über Coop vertreiben.» Die beiden neusten Kreationen sind ein Eistee und ein Curry-Papaya-Frischkäse … und die nächste Errungenschaft spriesst derzeit auf den Reisterrassen: Der Reis.
Daniel Gerber