Der Reusspark eröffnet anfangs Mai eine einzigartige Skulpturenausstellung in der weitläufigen und gepflegten Parkanlage. Dreizehn regionale und überregionale Kunstschaffende tragen ein Kunstwerk zum Thema Begegnung bei.

Nester aus glänzendem Material wippen in Bäumen. Welche Vögel wohl da ihre Brut aufziehen? Fragend stehen die Besuchenden des Reussparks am Empfang, ja was sind denn das für Nistplätze da in den Bäumen? Die aus Videobändern gehäkelten Nistgespinste entstammen der Badener Künstlerin Esther Amrein und gehören zur neu eröffneten Skulpturenausstellung im Reusspark.
Irritierender Aufbau
In der Aufbauphase der neuen Ausstellung entstanden ungewöhnliche Situationen im sonst so idyllischen Reusspark. Lastwagen luden stapelweise Holzlatten ab oder setzten mit Kran und Geschick schwere Stahlfiguren auf Wiesen. Auf Anhängern wurden Steinfiguren herbeigezogen. Es wurden Löcher ins Gras gebuddelt und Stahlplatten darin versenkt. Ein Künstler in Zimmermannsgewand schraubte während mehrerer Tage die Dachlatten zu einem gerüstartigen Gebilde mit Brücken und Kuben zusammen.
Diskussionen unter den Mitarbeitenden des Reussparks entstanden. Neugierige Besuchende blieben stehen, staunten oder beobachteten aus sicherer Distanz. Auch die Bewohnerinnen und Bewohner nahmen die Veränderungen wahr, auf Spaziergängen wurde gemutmasst und gewerweisst, das gewohnte Bild der Parkanlage wurde mit feinen, künstlerischen Interventionen tiefgreifend verändert, die herrliche Idylle aufgefrischt.

Begegnung schaffen
Der neue Skulpturenweg «gleicher Ort – selbe Zeit», welcher am 6. Mai mit einer Vernissage eröffnet wurde und offiziell der Öffentlichkeit übergeben wird, bleibt bis April 2019 stehen. Dass ihre Skulpturen über ein Jahr zu sehen sein werden und im Laufe der Jahreszeiten ganz die Umgebung mitgestalten, begeisterte die dreizehn beteiligten Künstlerinnen und Künstler von Anfang an. Der Grundgedanke der Begegnung vereint alle Beiträge, so unterschiedlich sie auch sein mögen. Sie greifen das Thema auf verschiedene Weisen und mit diversen Materialien auf. Zum Beispiel sind es zwei tanzende Figuren, welche sich auf der Wiese vor der Klosterkirche entgegentreten. Diese doch beachtlich grossen Stahlskulpturen von Gillian White scheinen sich leicht über das Grün zu bewegen und harmonieren mit der Natur und der Kulisse des Klosters Gnadenthal. Gleichwohl tritt die beinahe fünf Meter hohe geschwungene Metallarbeit von Behrouz Varghaiyan in den Dialog mit den umliegenden Gebäuden und Fassaden. Die leichte Schieflage, der sanfte Schwung der Form lässt die Umgebung anders wahrnehmen. Die erwähnten Dachlatten wurden von Roman Sonderegger zu einem raumgreifenden Parkmöbel zusammengebaut, mit Sitz- und Liegeflächen. Kurz vor der neuen Reussbrücke glitzern im Licht die in den Grund- und Mischfarben gehaltenen Plexiglasplatten des drehbaren Objektes von Peter Spalinger.
Stille Momente
Nebst grossräumigen Arbeiten sind auch ganz feine Installationen auf der weitläufigen Parkanlage zu finden. Zum Beispiel am Reussufer, ganz in unmittelbarer Stille, die vier Beton-Büsten von Petra Hochstrasser Hug, welche die Elemente zeigen. Oder die Holzfiguren von Daniel Glaser, welche im Friedhof einladen, sich zu setzen, in sich zu kehren und sich selber zu begegnen. Zwölf Blütenkapseln von Brigitte Blaser aus Holz geschnitten, bilden einen Kreis und umschliessen einen weiteren Ring mit hängenden Kapseln. Auch dies eine sinnliche Arbeit, welche sich der mystischen Zahl in Raum, Zeit und Natur widmet. Ganz persönliche Geschichten verarbeiten mit ihren Werken die Brüder Hufschmid, jeder auf seine eigene Art. Martin Hufschmid setzt sich mit der Erinnerung auseinander und Guido Hufschmids Arbeit gibt sich der Musik hin.
Kaum wahrnehmbar, fragil anmutend, flattern die Kleidungsstücke von Ursula Rutishauser an der Wäscheleine scheinbar im Wind. Sie spielen sanft mit dem Hintergrund, spiegeln Licht und Natur, heben sich ab oder verschwinden fast im Blau des Himmels.
Die Begegnung mit dem Gegenüber, mit dem Menschen und mit deren Charakteren, nehmen die beiden Arbeiten von Eliane Aebi und Nesa Gschwend auf. Die eine Arbeit widmet sich den Gesichtszügen, die andere sucht Verbindungen zu gehörnten Tieren, welche den Bezug zu den menschlichen Charaktereigenschaften suchen.
Gleicher Ort – selbe Zeit
Die Jahresausstellung in der wunderbar gepflegten und weitläufigen Parkanlage des Reussparks lädt zum Entdecken ein. Die Idee geradezu einleuchtend, einen Spaziergang zu unternehmen und die Werke der 13 regionalen und überregionalen Kunstschaffenden aufzusuchen, am besten in Gemeinschaft, und immer wieder. Es ist ganz einfach zu vereinbaren: Gleicher Ort – selbe Zeit.
pd
Die Ausstellung ist täglich bis Ende April 2019 frei zugänglich.
Rundgang & Künstlergespräche: Sonntag, 2. September 2018, 15 Uhr
Beteiligte Kunstschaffende:
Eliane Aebi, Oberlunkhofen
Esther Amrein, Baden
Brigitte Blaser, Baden/Rütihof
Daniel Glaser, Birmenstorf
Nesa Gschwend, Niederlenz
Petra Hochstrasser Hug, Zufikon
Guido Hufschmid, Nesselnbach
Martin Hufschmid, Fischbach-Göslikon
Ursula Rutishauser, Untersiggenthal
Roman Sonderegger, Buchs AG
Peter Spalinger, Bremgarten
Behrouz Varghaiyan, Rekingen
Gillian White, Leibstadt