benevol Aargau startet mit einer neuen Präsidentin ins Jahr 2024: Die Zofinger Stadträtin Rahela Syed übernimmt die strategische Leitung der kantonalen Fachstelle für Freiwilligenarbeit. Sie löst Jürg Hochuli von der Reformierten Kirche Aargau ab, der nach 13 Jahren im benevol-Vorstand in Pension geht. Für die ehemalige Grossrätin wird die Bedeutung von Freiwilligenarbeit in unserer Gesellschaft mit zunehmender Ökonomisierung in vielen Bereichen immer wertvoller.
Sie sind seit fünf Jahren im Vorstand von benevol Aargau und übernehmen neu das Amt der Präsidentin. Was hat Sie bewogen, dieses Amt zu übernehmen?
Rahela Syed: Durch die Pensionierung von Jürg Hochuli, der dieses Amt mit viel Leidenschaft und Motivation ausgefüllt hat, stand ein Wechsel im Präsidium an. Ich bin seit fünf Jahren im Vorstand und hätte das Präsidium schon damals bei meiner Zusage übernehmen können. Für mich war dies jedoch zu früh, weil ich benevol zuerst gut kennen lernen wollte. Ich wusste also, dass dieses Thema beim Austritt von Jürg Hochuli wieder zur Diskussion stehen wird. Nun bin ich bereit dafür. Zusätzlich bestärkt, dieses Amt zu übernehmen, hat mich die Tatsache, dass der Vorstand zusammen mit dem Geschäftsführer und den Mitarbeitenden von benevol Aargau ein sehr gutes Team bilden.
Sie vertreten gleichzeitig die Stadt Zofingen, die neue Trägerorganisation des Vereins ist. Was bedeutet das, respektive wieso ist Zofingen neu Trägerorganisation des Vereins?
Verschiedene Bereiche der Stadt Zofingen, wie zum Beispiel die Bibliothek oder das Museum, sind bereits Mitglied bei benevol Aargau. Mit der Übernahme der Trägerschaft zeigen wir, dass Freiwilligenarbeit von der Stadt Zofingen sehr geschätzt wird und wir diese aktiv unterstützen und fördern.
Können Sie eine kurze Bilanz über das benevol-Jahr 2023 ziehen?
Im letzten Jahr war bei benevol Aargau die Sichtbarkeit der Freiwilligenarbeit zentral. Im Rahmen der Aktion generation-f haben im Juni 29 Organisationen rund 100 Möglichkeiten geboten, bei welchen interessierte Personen Freiwilligenarbeit erleben konnten. Und zum UNO-Tag der Freiwilligen am 5. Dezember hat benevol Aargau in verschiedenen Regionalzeitungen ein ganzseitiges Inserat mit über 30 Freiwilligeneinsätzen publiziert.
Rund ein Drittel der erwachsenen Bevölkerung in der Schweiz engagiert sich freiwillig. Welche Bedeutung hat die Freiwilligenarbeit in der Schweizer Gesellschaft heute?
Freiwilligenarbeit ist wichtig für den gesellschaftlichen Zusammenhalt, den sozialen Ausgleich und gehört zur Kultur der Schweiz. Vereine, Stiftungen, wohltätige Organisationen und informelle Netzwerke übernehmen wichtige Aufgaben, die in anderen Ländern fehlen, staatlich organisiert sind oder teuer bezahlt werden müssen. In den Bereichen Sport, Kultur, Gesundheit, Soziales und Integration funktioniert sehr viel nur dank freiwilligem Engagement. Die Bedeutung von Freiwilligenarbeit wird in unserer Gesellschaft mit zunehmender Ökonomisierung in vielen Bereichen immer wertvoller und wir müssen dafür sorgen, dass diese nicht verloren geht.
Freiwilligenarbeit ist sehr vielfältig. Wie sieht das freiwillige Engagement von benevol Aargau aus?
Im Aargau gibt es zahlreiche und höchst unterschiedliche Möglichkeiten, sich freiwillig zu engagieren. Freiwilligenarbeit ist im Sport- und Kulturbereich sowie besonders auch in den Bereichen Soziales und Gesundheit bekannt. Viele Freiwillige sind zum Beispiel in Pflegeheimen, bei den Kirchgemeinden oder im Asylwesen gesucht. Freiwillige restaurieren aber auch alte Fahrzeuge, vermitteln Bogenschiessen, unterstützen Jugendliche auf der Suche nach einer Lehrstelle, betreuen (Enkel-)Kinder oder setzen sich in der Natur ein. Die Möglichkeiten sind unbeschränkt.
Wo ist Freiwilligenarbeit zurzeit besonders gefragt?
Es gibt immer mehr Bedarf in der Unterstützung für ältere Menschen. Die Anzahl Menschen im hohen Alter nimmt jährlich zu, dieser Trend wird auch in den nächsten Jahren weitergehen. Neben Angehörigen und professioneller Unterstützung leistet Freiwilligenarbeit einen wichtigen Beitrag zur Lebensqualität dieser Menschen. Auch bei der Unterstützung von geflüchteten Menschen gibt es momentan sehr viele Einsatzmöglichkeiten.
Wo und wie rekrutieren Sie Freiwillige?
Zentral ist die Vermittlungsplattform benevol-jobs.ch. Hier können Organisationen ihre Einsätze aufschalten und mit interessierten Personen in Kontakt kommen. Im Aargau sind jeweils rund 100 verschiedene Möglichkeiten sich zu engagieren online. Ganz wichtig ist natürlich auch die Mund-zu-Mund-Propaganda – die meisten Freiwilligen werden durch andere Freiwillige angeworben. Und schliesslich hat jede Organisation, die auf Freiwilligenarbeit setzt, ihre eigenen Wege und Kommunikationskanäle, um interessierte Personen zu erreichen.
Was steht bei benevol Aargau 2024 auf der Prioritätenliste?
Dieses Jahr werden wir unser Angebot zum Tag der Nachbarschaft am 31. Mai ausbauen. benevol Aargau stellt dafür Pakete zur Verfügung, die Material und Hilfen für ein Haus- oder Nachbarschaftsfest enthalten. Diese werden von Gemeinden, Quartiervereinen, etc. verteilt oder verlost. Und: unser Kursprogramm für Freiwillige, Koordinator/innen und Vorstandsmitglieder ist grösser denn je.
Was wünsche Sie sich für benevol Aargau für die Zukunft?
Ich wünsche mir für benevol Aargau, beziehungsweise für freiwilliges Engagement, Wertschätzung von allen Seiten, und dass möglichst viele Menschen mit ihrem freiwilligen Engagement herausfinden, wie viel Freude und Zufriedenheit dies im Leben bringt.
Interview: Corinne Remund